„Szene” von Johannes Harneit

Der Hamburger Komponist Johannes Harneit (*1963) hat im Auftrage des Vereins kammermusik heute e.V. eine neue Komposition geschrieben, die bei den Bach-Wochen 2024 in der Hauptkirche St. Michaelis Hamburg uraufgeführt wird.

Über seine Komposition schreibt der Komponist:
„Eingebettet in ein barockes Programm, das "musikalische Tafelfreuden" verspricht, deutet der Titel "Szene" ein dramatisches Geschehen an – man kann das Werk also wie ein Zwischenspiel hören, das die Welt des Barocks erweitert.
Mich faszinierte bei der Komposition der Gegensatz zwischen möglichst gelungener Klangverschmelzung (in der Barockmusik meisterhaft realisiert) und der individuellen Freiheit, die wir Musiker an der Kammermusik so lieben.
Die Instrumente bekommen im Verlaufe des Stückes "klangliche Großaufnahmen" – die Musik zoomt sich sozusagen heran, und entdeckt die unendlich vielfältigen Welten des Einzelnen. Dann wieder (nun mit neuer Aufmerksamkeit) verschmelzen diese Welten zu neuen Räumen, bis sich wieder ein neuer Soloklang in den Vordergrund bewegt …”




„Triosonate” von Wolfgang-Andreas Schultz

Der Hamburger Komponist Wolfgang-Andreas Schultz (*1948) hat im Auftrage des Vereins kammermusik heute e.V. eine neue Komposition geschrieben, die Mitglieder des ENSEMBLE ACHT bei den Bach-Wochen 2022 in der Hauptkirche St. Michaelis Hamburg uraufgeführt wird.

Über seine Triosonate für zwei Violinen und Cembalo schreibt der Komponist:
„Zu Bachs Fantasie in c-moll (BWV 906) gehört eine abenteuerlich chromatische Fuge, die Bach unvollendet ließ. Deren Thema, nur am Ende leicht abgewandelt, durchzieht die Triosonate.
Im ersten Satz „Präludium – Gefährdeter Garten“ wird das Thema vom Cembalo nach und nach zusammengesetzt, die liebliche Welt der beiden Violinen gleichsam bedrohend.
Im zweiten Satz „Fuge – Regenbogen über trauernder Landschaft“ entstehen aus der Welt der beiden Violinen immer größer sich wölbende Bögen, wie ein Regenbogen über der trauernden Landschaft des Cembalos, in der das Bach-Thema schließlich als Fuge verarbeitet wird.“


„Lament” von Stefan Schäfer

Für die ungewöhnliche Besetzung Viola, Kontrabass und Akkordeon hat Ensemblebassist Stefan Schäfer einen Klagegesang mit dem polnischen Titel Lament komponiert.
Zitiert wird darin eine Melodie, die in den 1890er Jahren in der Großen Synagoge von Warschau gesungen wurde. Für den Komponisten blieb diese besinnliche Melodie das einzige Relikt, das geblieben war, bevor die Nationalsozialisten diese Synagoge 1943 zerstört haben.
Tonlose Blasebalggeräusche des Akkordeons symbolisieren den menschlichen Atem: Zu Beginn ein Einatmen – am Ende des Stücks eher ein Ausatmen. Kurz zuvor sind im Kontrabass Herzschläge zu hören.






„Die Schöne Müllerin” von Franz Schubert und Andreas N. Tarkmann

Vor über zwanzig Jahren hat Andreas N. Tarkmann im Auftrag der Niedersächsischen Musiktage die „Lieder eines fahrenden Gesellen“ von Gustav Mahler für das Ensemble Acht bearbeitet. Jetzt startet ein neues Oktettprojekt mit Gesang.

„Die schöne Müllerin“ gehört zu den wichtigsten Liederzyklen der Romantik. Geschildert wird eine Liebesbeziehung vom schwärmerisch-verliebten Anfang bis zu ihrem tragisch-unerfüllten Ende. Klaus Florian Vogt wird diese 20 Lieder nicht in der üblichen Fassung mit Klavier singen, sondern in einer neuen Bearbeitung. Das Klavier ist durch eine von Schubert selbst kreierte Oktett-Besetzung mit Klarinette, Fagott, Horn, zwei Violinen, Viola, Violoncello und Kontrabass ersetzt. Diese neu instrumentierte Begleitung sorgt nicht nur für ein reicheres Klangfarbenspektrum, sondern wertet den Instrumentalpart als kammermusikalischen Handlungsträger so stark auf, dass der bekannte Liederzyklus nun aus einer anderen, ungewohnten Perspektive erlebt wird. Instrumentale Einschübe aus anderen Werken Schuberts erweitern den Zyklus zu einem komplexen kammermusikalischen Werk für Tenor und ein „Schubert-Oktett“.
(Andreas N. Tarkmann)


„Erinnerung an 40:14” von Stefan Schäfer

Für die Bach-Wochen 2019 in der Hauptkirche St. Michaelis Hamburg hat Ensemblemitglied Stefan Schäfer eine neue Komposition für Oboe, Violine, Viola und Violoncello geschrieben,die in Beziehung steht zu Telemanns Fantasie B-Dur TWV 40:14 für Violine solo.
Die neue Komposition für die Besetzung, in der Mozart sein berühmtes Oboenquartett geschrieben hat, ist wie ein Rückblick durch ein Fenster, hinter dem vergessene Zeiten auftauchen. Sie verlässt niemals eine barock-klassisch-romantische Sprache.
Es werden keine rhythmischen oder melodischen Teile der Telemanschen Komposition zitiert oder verarbeit. Einzig bei tonalen Strukturen tauchen gewisse Parallelen auf.
Diese harmonischen Verbindungen sind für den Komponisten tröstlich, versöhnlich und vertrömen Zuversicht.




Lieder und Kammermusik von Stefan Schäfer

Jetzt hat das ENSEMBLE ACHT zwei neue CDs mit Kompositionen von Stefan Schäfer veröffentlicht.

Lieder-CD: Mit der Sängerin Gabriele Rossmanith wurden dabei verschiedene Liederzyklen eingespielt.

Auf der Kammermusik-CD sind jetzt Streichquintett, Klavierquintett, Hornquintett und ein Oktett des Ensemblebassisten dokumentiert …

> discographie




„Scarlatti-Collage” von Dieter Einfeldt

Der Komponist Dieter Einfeldt hat die Komposition „Scarlatti-Collage“ für Streichquintett geschrieben. Die Uraufführung mit dem Ensemble Acht findet am 29.November 2017 innerhalb der Bach-Tage in der Krypta der Hamburger Hauptirche St. Michaelis statt. Stefan Schäfer befragte den Komponisten zu seinem neuen Werk.

Wie ist die Idee zu der Komposition „Scarlatti-Collage“ für Streichquintett entstanden? Wie sind Sie auf die „Katzenfuge“ des Barockkomponisten Scarlatti gestoßen?

Die sogenannte Katzenfuge von Domenico Scarlatti für Cembalo (eigentlich Sonate in g-moll, Beiname vom damaligen ersten Verleger Clementi) weist schon in ihrem Thema Freiheiten der Intervallbenutzung auf, die um 1740 noch als „Fehler“ angesehen wurden; z.B. die verminderte Quart (äußerst selten) und besonders die verpönte übermäßige Sekund. In diesem Fugenbeginn wird auch noch dem heutigen Ohr sozusagen die gewohnte Orientierung entzogen. Scarlatti nannte seine über 500 einsätzigen Sonaten „Ergebnisse des Mutes und der Laune.“ Das hat er auch in diesem Werk unter Beweis gestellt.

Handelt es sich bei Ihrem neuen Stück um eine Bearbeitung, Neukomposition oder einer Mixtur aus beidem?

Meine Komposition „Scarlatti-Collage“ übernimmt das Original (4 Minuten), geht aber mit 11 Minuten weit über das hinaus. Es gibt zusätzlich als Rahmen eine Introduktion, die durch den gesamten Quintenzirkel führt und damit auch keine feste tonale Bindung aufweist; kurz vor der ebenfalls neue hinzugefügten Koda wird diese Introduktion noch einmal wieder aufgegriffen.

Die „Katzenfuge“ hat Scarlatti für Cembalo komponiert. Der Überlieferung nach inspirierte Scarlatti eine über die Tastatur seines Cembalos laufende Katze zu einem Fugenthema. Wie sind Sie jetzt zu der Besetzung mit Streichern gekommen?

Das Original ist durchweg 2-3-stimmig gehalten; um alle kontrapunktischen Möglichkeiten auszunutzen, brauchte ich 5 Stimmen.




„Nachtwachen” von Tim Steinke

Der Komponist Tim Steinke (*1980) hat im Auftrage des Vereins kammermusik heute e.V. die Komposition „Nachtwachen“ für Oktett geschrieben.

Über seine Komposition schreibt er: Die „Nachtwachen“ von Bonaventura, 1804 erschienen, werden als Schlüsselroman der Frühromantik angesehen. Das Werk gliedert sich in 16 Episoden, die als Nachtwachen bezeichnet werden und in der sich der Protagonist der Handlung vielfältige Gedanken zur Sinnlosigkeit des Daseins, der Wissenschaft, der Religion und der Kunst macht. Hierbei wechseln stets unterschiedliche Textformen miteinander ab (Gedicht, Briefwechsel, Rede, Bildbeschreibung, Theaterstück), wodurch eine durchgehende Erzählstruktur ständig durchbrochen wird.

Hauptfigur des Romans ist ein Nachtwächter, der auf seinen nächtlichen Streifzügen auf unterschiedliche Gestalten, Gespenster, Dämonen etc. trifft. Hierbei werden auch Motive wie Teufelspakt, Mord und Eifersucht von Bonaventura aufgegriffen. Der gesamte Roman gehört somit durch seine düstere Atmosphäre, den grotesken Überzeichnungen und seinen nihilistischen Tendenzen, der so genannten schwarzen Romantik an.

Mein Oktett greift fünf Episoden dieses Romans auf. Begreiflicherweise geht es mir nicht darum, die Handlung der Episoden detailliert in Noten zu übertragen. Die Bezeichnungen der Sätze dürfen nicht als programmatische Festlegungen verstanden werden, sondern als poetische Fingerzeige für den Spieler wie für den Hörer zur Verdeutlichung der musikalischen Charaktere.

Das Werk unterteilt sich in fünf Sätze (Eingang – „Die Nachtstunde schlug; …“; Das Leben eines Wahnsinnigen als Marionettentheater; Die Winternacht – Der Traum der Liebe; Die Brüder; Epilog – „Drüben auf dem Grabe steht noch der Geisterseher …“). Verbindendes Element aller Sätze ist das Signal des Nachtwächters, welches zu Beginn des ersten Satzes vom Horn geblasen wird.“

Dauer: ca. 40 Minuten.




Kammermusik von Jan Müller-Wieland

Jan Müller-Wieland war der erste Komponist, der über den Verein kammermusik-heute e.V. einen Kompositionsauftrag für das ENSEMBLE ACHT erhielt. Im Jahre 2000 entstand auf diese Weise die Wandererfantasie „Vagabondage“ für Oktett.

Mittlerweile umfasst das Werkverzeichnis des Komponisten allein über 80 Kammermusikstücke, und Müller-Wieland gilt als einer der profiliertesten Künstler seiner Generation. In der Saison 2012/13 ist Jan Müller-Wieland nun composer in residence des Vereins kammermusik-heute. Ein freudiges Wiedersehen und eine großartige Gelegenheit für den Komponisten und das Ensemble, sich nach über einem Jahrzehnt erlebter musikalischer Erfahrungen erneut in intensiven Probenphasen auszutauschen.

In der Konzertreihe im Jenisch-Haus wird in vier Doppelkonzerten jeweils ein Werk von Müller-Wieland auf dem Programm stehen. Das ENSEMBLE ACHT wird „Vagabondage“ und die Uraufführung des dem Ensemblefagottisten und ARD-Preisträger Christian Kunert auf dem Leib geschriebene Werk „Lockgesang“ für Fagott und Streichtrio beitragen.